Handys, Hoffnung und harte Arbeit
Frauenpower in Kathmandu
Seit fast einem halben Jahr leben die Frauen jetzt in ihrer neuen Wohnung. Wir haben die Böden erneuert, die Wohnung mit dem Nötigsten eingerichet und sogar die Türen haben Gardinen bekommen. Ein ganz besonderes Highlight (neben den Handys natürlich 😁) ist der neue Kühlschrank. Er ist nicht nur nigelnagelneu, er ist auch immer mit Essen gefüllt. Dass das nicht selbstverständlich ist, liest du weiter unten.
Da die Wassersituation in Kathmandu in diesem Jahr generell sehr angespannt ist, sind wir froh, dass wir überhaupt Zugang zu sauberem Wasser haben. Wir kaufen es nach wie vor in Kanistern und Flaschen, und die Frauen tragen es auf die typisch nepalesische Art in den dritten Stock.
Für all diese Vorhaben sind wir momentan auf Spenden angewiesen. Ohne Unterstützung würden die Frauen immer noch in ihrem alten Zimmer ohne Küche und Toilette leben. Das Geld, das sie verdienen, würde nicht mal für die Fixkosten reichen. Warum? Hier der Versuch einer Erklärung.
11 Stunden – 6 Tage – 5 Träume
Die Tage beginnen für Pema, Lhadron, Karma und Tsering immer sehr früh. Mindestens elf Stunden Arbeit liegt vor den Frauen. Sie arbeiten an sechs Tagen in der Woche, an einem Tag haben sie frei. Ihr Gehalt am Ende des Monats: 82 Euro.
Davon gehen 120 Euro für die Miete drauf. Mathematisch ausgedrückt: 146 Prozent eines Monatsgehalts. Moment! Das geht nicht. Genau! Willkommen in Kathmandu.
Gut, Kunsang, Pema, Lhadron, Karma und Tsering leben zu fünft in einer Wohngemeinschaft. Sie haben vier Gehälter, mit dem sie ihr Leben finanzieren, es bleiben ihnen also 328 Euro. Kunsang verdient noch nichts, da sie sich auf die Ausbildung zur Krankenschwester vorbereitet – sie stellt sich hier vor.
Was können sie davon kaufen? Ein paar Beispiele
Äpfel, das Kilo kostet 2,40 Euro. In Deutschland* wären das etwa 72 Euro. Das sind drei Prozent des Monatslohns. Bananen sind günstiger, für einen Euro gibt es ein Kilo – 24 Euro wären das bei uns. Tomaten und Kartoffeln landen öfter im Einkaufskorb. Sie kosten nur 60 bzw. 50 Cent pro Kilo. Für dieses Kilo arbeitet eine Frau fast eine Stunde, das Kilo Kartoffeln käme demnach auf 15 Euro. Ein 25 Kilo Sack Reis kostet je nach Qualität zwischen 16 und 27 Euro. Nehmen wir 20 Euro, dann kostet uns der Sack 610 Euro. Für einen 25-Kilo-Sack Weizenmehl müssen Frauen sogar 30 Euro hinblättern. Das ist dann mehr als ein Drittel ihres Gehalts.
Periode. Ein Tabuthema? Nein, ein finanzielles Drama!
Eine 10er Packung Binden kostet mindestens 1,50 Euro = 45 Euro auf deutsche Verhältnisse umgerechnet. Das sind fast zwei Prozent des Monatslohns und wie weit kommt frau bitte mit zehn Binden im Monat? Ein Shampoo für 4 Euro mag für uns noch relativ günstig sein. Für Pema und die anderen Frauen sind das fast fünf Prozent ihres Gehalts für sauberes Haar. In Deutschland wäre das vergleichbar mit einem Shampoo für 122 Euro.
Kleidung: Ein sehr sehr seltener Luxus
Eine neue Hose kostet beispielsweise 15 Euro. In Nepal ein Luxus, für den eine Frau fast eine ganze Woche arbeiten muss. In Deutschland entspräche dies einer Hose für 457 Euro.
In all diesen Beispielen tauchen einige Variablen gar nicht auf: Bildung, Medikament, Transport, und auch in Nepal gibt Ausgaben für Unvorhergesehenes. Wie zum Beispiel das Bohren nach einer neuen Wasserstelle und die dazugehörigen Reparaturkosten. Im Himalayan Komang Hostel, in dem die Frauen bis zum Abschluss der Schule wohnten, ist genau das Anfang Juli passiert: 30 Kinder waren dort über eine Woche ohne Wasser. 🤯 Die Kosten für die Reparatur beliefen sich auf unfassbare 2.000 Euro – umgerechnet entspricht das 61.000 Euro.
*ausgehend von einem Nettogehalt von 2500 Euro in Deutschland.
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Tashi Delek
Quellen: © Nyima Bhuti, Bernadette König, Pema, Karma, Tsering, Lhadron, Kunsang, Janine Beck